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The interview is only available in German.

Liebe Leute,

ein paar richtig coole Fragen haben es in den letzten zwei Wochen in unsere Postfächer und Kommentare geschafft. Im Namen von Gonzo ein fettes “Dankeschön!” für die sehr rege Beteiligung an dem Fan-Interview. Wir finden, es ist eine sehr runde Sache geworden. Zehn der zwanzig Fragesteller werden in den nächsten Tagen von uns angeschrieben, nachdem wir per Los entschieden haben, welche 10 es werden. Schließlich haben wir ein, bzw. zehn Klassikalben versprochen. Jetzt aber los, hier die Fragen und Antworten:

1. Dein Solospiel zeichnet sich durch eine teils relativ hohe Geschwindigkeit aus. Wie hast du damals den Wechselschlag erlernt? Gibt es da konkrete Übungen, die du empfehlen kannst? Sitze seit ein paar Monaten selbst dran, leider geht das Ganze nur schwerlich voran. Des Weiteren improvisierst du ja sehr häufig bei Liveauftritten. Wie hast du dir diese Fähigkeit angeeignet? Orientierst du dich da an den Kirchentonleitern oder geht das bei dir alles über Gehör und jahrelanges spielen?
G: Ich bin ein sogenannter „Straßenfußballer“, in diesem Fall ja „Straßen – Gitarrist“;-). Ich habe mir alles selbst beigebracht, obwohl ich es am Anfang auch mal mit Gitarrenunterricht probiert habe, aber mein damaliger Kumpel und ich habe nach einer Stunde schon gemerkt, dass wir keine Lagerfeuerlieder aus der „Mundorgel“ (so hieß damals ein beliebtes Liederbuch) lernen wollten. Der Sinn stand uns nach ROCK! Tja und dann kann man nur eins machen: Üben, üben, üben. Gerade die schnellen Läufe die du ansprichst, sollen ja auch sauber rüber kommen und dazu empfehle ich auf der E-Gitarre OHNE Verstärker zu üben! Dann hörst du sehr genau wo es noch hängt. Ich orientiere mich an den sogenannten Blues-Tonleitern, habe aber in den letzten Jahren auch mit anderen experimentiert, z.B. auf meinen Soloalben und da speziell auf dem ersten, „Barra da Tijucca“. Da fließen dann auch mal Teile aus anderen Tonleitern mit ein, um die Melodien und Solos interessant zu machen.

2. Die Bandkollegen wie Ferdy Dörnberg haben ja bestimmt ein gutes Verhältnis zu Gonzo. Was haben diese gesagt als die Reunion der Onkelz fest stand?
G: Die Jungs haben sich gefreut. Sie sind auch große Onkelz Fans und nachdem klar war, dass ich, wie die anderen Onkelz auch, ebenfalls Solo weiter mache, war die Freude noch größer.

3. Was hat Gonzo gefühlt, als er das erste Mal wieder auf Stephan Weidner getroffen ist?
G: Spannend. Aber nach den ersten Augenblicken auch schon wieder vertraut. Mittlerweile ist das Verhältnis schon wieder so stark geworden, dass es sich sogar noch viel besser als früher anfühlt.

4. Wie hast du mit dem Musik machen/Gitarrespielen angefangen (also Musikschule, Lehrer oder alles selbst beigebracht) und wie hast du deinen Solostil (der mich persönlich an die Klassiker der Rock’n’Roll Gitarre erinnert + einen ordentlichen Schuss Black Sabbath) entwickelt.
G: Wie die Anfänge waren, habe ich ja weiter oben schon beantwortet. Früher haben wir zu Schallplatten geübt. Wenn du den Finger auf die Platte gelegt hast, dann konntest du bestimmte Passagen langsamer hören und nachspielen. Konzerte waren ebenfalls sehr wichtig. Wir standen in der ersten Reihe und haben den Gitarristen auf die Finger gesehen. Ich bin ja in Kelkheim am Taunus aufgewachsen und in den siebziger Jahren gab es dort eine sehr große und gute Musikszene. So bin ich auch in die ersten Bands gekommen und wir haben uns immer zusammen weiterentwickelt. Später kam dann der Punk, aber da war ich schon in Frankfurt. Naja, und wie es dann weiter ging, ist ja hinlänglich bekannt.

5. Warum spielst du denn die Gitarren nicht mehr so “dreckig” wie damals, z.B. Tour 1996. Es klingt zwar gut, aber ein bisschen mehr “dirty” wär cooler. Ich bin kein Gitarrist und kann es wohl nicht so genau sagen was ich meine, aber ich hoffe du verstehst es.
G: Du meinst sicher den Sound. Ein Geheimnis der Onkelz und vieler anderer Bands war es ja immer, die Gitarren recht wenig verzerrt zu spielen, auch bei AC/DC und anderen. Das ergibt – zusammen mit den anderen Instrumenten – einen viel wuchtigeren Sound. Vielleicht hatte ich auf der 96er Tour ja einen etwas verzerrten Sound, glaube aber nicht, dass er sich grundsätzlich von dem heutigen unterschieden hat.

6. Wie sieht es denn mit deinem Solo Projekt aus? Du hast Ende 2014 gesagt, dass du neben den Onkelz dich auch um die Neuausrichtung von deinem Solo konzentrieren willst. Ist da schon was passiert oder kannst du sagen, welche Richtung es geht? Bleibt es bei Deutsch, wird es Blues, geht es wieder in die Richtung deiner ersten beiden Alben oder wird es was ganz anderes?
G: Meine Priorität liegt im Augenblick, bzw. halt, nicht nur im Augenblick, sondern mindestens die nächsten eineinhalb Jahre, ganz klar auf den Onkelz. Das heißt aber nicht, dass ich meine Solo-Karriere völlig vernachlässige. Just vor kurzer Zeit habe ich – erstmal nur für mich – eine Mini LP aufgenommen. Das sind knappe 30 Minuten purer Fusion Sound mit jeder Menge Einflüssen aus dem Rock, dem Jazz, Blues und allen anderen Weltmusiken, die mich inspirieren. Alles rein instrumental. Irgendwie habe ich neuen Gefallen an Instrumentalscheiben gefunden, nicht zuletzt aufgrund der Klassik-CD. Das weckt noch mal komplett andere Emotionen.

7. Hast Du Dir schon Gedanken gemacht, ob Du ein Songbook veröffentlichen möchtest? Es wäre auch interessant dabei zu erfahren, welchen Spielstil du nutzt, welche Techniken Dir wichtig sind beim Gitarrenspielen. Welche Gitarren und AMP’s hast du genutzt in deiner Musiklaufbahn?
G: Ein Songbook ist eine schöne Sache, die aber auch jede Menge Zeit kostet. Leider fehlt es mir daran gerade. Außerdem: Jede Band macht das doch irgendwie. Mal gucken, vielleicht während einer kreativen Pause. Auf meiner Webseite versuche ich den technischen Teil meiner Musik aufzuführen. Dort solltet ihr fündig werden. www.gonzomusic.com

8. Was macht deiner Meinung nach das neue Klassikalbum aus, wie stehst du zu der doch ganz anderen Richtung an Musik, ohne Gesang und Gitarrensound?
G: Das war rundum eine wahnsinnig schöne Erfahrung. Unbeschreiblich. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Arbeit aller dort anwesenden. Mal ehrlich: Wer bekommt als Rockmusiker schon die Gelegenheit, mit einem 80köpfigen Orchester zusammenzuarbeiten? Das ist etwas völlig einmaliges. Patrick Bishay hat einen tollen Job abgeliefert, genauso wie jeder einzelne Musiker. Es war eine sehr spannende und inspirierende Arbeit. Und das Beste war: Das Orchester war total aufgeschlossen, auch Veränderungen und neue Ideen während der Aufnahmen wurden umgesetzt. Das ist eigentlich nicht üblich und spricht für die Qualität und Offenheit des Orchesters und des Dirigenten.

9. Welches Lied hat dich von dem neuen Klassikalbum am meisten berührt, als du es zum ersten Mal vom Orchester gehört hast? Ich persönlich stelle mir das schon komisch vor, wenn Lieder, die ich als Rockmelodien komponiert habe, plötzlich so anders klingen. Gibt es ein Lied auf dem Album das dich persönlich aufgrund der neuen Klangbreite durch das Orchester überrascht hat?
G: Ich finde, das Album ist ein Gesamtkunstwerk. Im wahrsten Sinne des Wortes. Müsste ich aber das Lied wählen, das mir beim ersten Hören einen echten Klos im Hals und Dauergänsehaut beschert hat, dann wäre das wohl „Wieder mal`nen Tag verschenkt“. Das klingt so verträumt und schickt mich jedes Mal auf eine neue musikalische Reise. Irgendwo zwischen Mondscheinsonate im Jugendstil und verträumter Steven-Spielberg-Filmmusik. Das war für mich allergrößtes Gefühlskino. Generell war es ein wahnsinnig spannender Moment, den teilweise rotzig-dreckig-metallischen Stücken wie „Tanz der Teufel“ oder auch „Freddy Krüger“ ein neues, wuchtiges Gewand zu verpassen.

10. Hi Gonzo, wie kommst du zu deinem Spitznamen?
G: Was hat Dennis hier bloß für Fragen gesammelt, das weiß doch fast jeder. Ich hatte in den 70ern eine Vorliebe für Ted Nugents „Double Life Gonzo“. Außerdem gab es zu der Zeit immer schön-schräge Teenie Partys in irgendwelchen Kellern. Statt Elvis wollte „klein-Gonzo“ aber lieber KISS und Nugent hören. Sehr zum Bedauern der weiblichen Party-Gesellschaft.

11. Hey Gonzo, wie stehst du mittlerweile zu den kleineren Konzerten? Kann mich noch genau daran erinnern wie du in Kist auf dem “Kist Rock Open Air” vor ca. 250 Leuten gespielt hast und dir danach Zeit genommen hast um immer 3 Leute zu empfangen, damit auch jeder Mal mit dir reden kann. Würde sowas heute überhaupt noch gehen, bzw. spielst du ab und an noch vor so wenigen Fans?
G: Ich spiele super gerne diese kleinen Dinger, fast schon Wohnzimmerkonzerte! Das ist einfach eine andere Art von Konzert. Man hat Zeit, um wirklich mit den Leuten zu reden. Zeit, genau das zu tun, was man möchte. Vor, auf und hinter der Bühne. Es ist nicht alles streng durchgetimed, sondern hat ganz viel Platz für Improvisationen. Ich mag das. Ich stehe auch gerne während der Pause, kurz vor den Zugaben, an der Bar, trinke mit den Fans dort ein Bierchen und unterhalte mich mit ihnen. Da sind schon viele super Momente entstanden, denn die Leute rechnen ja nicht damit. Unbezahlbar. Das soll aber nicht heißen, dass ich großen und riesengroßen Shows nichts abgewinnen kann, ganz im Gegenteil. Das eine bringt einen auf die „Musiker-Wolke-7“, das andere erdet einen. Die Symbiose aus beiden Welten ist perfekt. So wird’s nicht langweilig, haha.

12. Warum machst du beim Spielen diese Mundbewegungen? Taktgefühl? Es ist auf jeden Fall sehr ausgeprägt bei dir.
G: Super Frage (lacht). Also ehrlich, das merk ich selber gar nicht mehr – erst, wenn ich mich selbst sehen muss. Wie neulich, als ich die ersten Schnittfassungen der Böhse fürs Leben Aufzeichnungen zu Gesicht bekommen habe – da fällt mir dann auch auf, wie mir meine Gesichtszüge beim Spielen entgleisen „wink“-Emoticon Der Grund ist doch einfach erklärt: Jeder von uns legt einfach so wahnsinnig viel Soul in die Musik, da geht man automatisch mit. Mit den Füßen, den Beinen und auch mit dem Mund. Ich könnte auch super cool dastehen und mich nicht bewegen. Ne, wollte ich nicht. Wäre nicht mehr ich (lacht)

13. Gibt es eigentlich irgendwelche Aufnahmen aus deiner Zeit vor den Onkelz? Also von Antikörper?
G: Nein. Und es ist nicht schade drum 😉

14. Wie sehr hat dich deine Zeit in Uruguay verändert und welche musikalischen Einflüsse konntest du von dort mitbringen? Im Umkehrschluss, wie reagieren Uruguayaner auf den Spielstil bzw. auf die Art eines gestandenen deutschen Rock-Musikers, Musik zu machen? Ich gehe ja nicht davon aus, dass du dort taub durch die Gegend gelaufen bist „wink“-Emoticon
G: Die Einflüsse, in anderen Ländern mit anderen Musikern zu arbeiten hat natürlich mein Erstlingswerk Bara de Tijuca geprägt, aber auch jetzt jüngst die Gegenwart, nämlich das Klassikalbum. Ich könnte mir z.B. auch vorstellen, die nächste Onkelz Platte im Ausland aufzunehmen. Es ist einfach für den eigenen Geist das Beste, mal weg zu kommen – weg aus den eigenen vier Wänden und dem eigenen Tellerrand entfliehen. Musikalisch und menschlich kann man nur daran wachsen. Anders geht’s gar nicht. Man lernt viel. Auch andere Business-Seiten lernt man kennen. Uruguay war eine von mehreren Stationen. Eine sehr schöne und eine sehr tolle Zeit. Ich will es nicht missen, aber danach ging es eben auch wieder weiter. Hat mich die Zeit in Südamerika verändert? Ja! Ich bin noch ein Stückchen weltoffener geworden und es war den Leuten auch völlig egal, ob ich Matthias Röhr von den Böhsen Onkelz bin. Keiner kannte mich.

15. Du hast ja nach der Trennung bei deiner ersten Solo CD einen ganz anderen Musik-Stil gezeigt. Ist das nur ein Versuch gewesen, mal was anderes zu machen oder ist das eine Musik die du schon lange privat magst?
G: Das hat jetzt nichts mit der Trennung der Onkelz 2005 zu tun gehabt. Ich habe natürlich eine große Leidenschaft für viele verschiedene Arten von Musik. Ich bin ein „Kind der 70er“. Geboren 1962, aber die prägendsten musikalischen Erlebnisse habe ich im darauffolgenden Jahrzehnt durchgemacht. Schon damals mochte ich keine Schubladen, heute noch viel weniger. Man hat damals einfach alles gehört und gespielt, was einem etwas gegeben hat. Das konnten Black Sabbath, aber eben auch Santana sein. Das konnten Fleetwood Mac und Deep Purple, AC/DC oder KISS sein. Scheißegal. Heute ist mir alles viel zu kategorisiert. Stempel drauf, fertig. Ist nicht meins, nein.

16.Alles nur Fragen über die Onkelz, aber mich würde mal interessieren, was für dich der emotionalste Moment in deinem Leben war. Etwas was sich in dein Herz gebrannt hat.
G: Gute, aber schwer zu beantwortende Frage. Ich muss da zwei Dinge nennen. Einmal die Geburt meiner Kinder…
Dennis einwerfend, nachdem Gonzo auf die nächste Frage überblenden will: „Ähm Gonzo… Das war jetzt nur eine Antwort.“
Gonzo: Stimmt. Aber es sind zwei Kinder 😉

17. Hallo, Gonzo aus deinem Buch geht hervor, dass die letzten 48 Stunden mit den Onkelz sehr emotional und doch angespannt waren. Wie waren denn deine Erste 48 Stunden mit dem Rest der Band nach der Wiedervereinigung?
G: Genauso angespannt und emotional. Aber in einem positiven Sinne. Ich erinnere mich noch sehr gut an die oft erwähnte E-Mail vom Pe, die alles ins Rollen brachte. Damals hatte ich deswegen echt schlaflose Nächte. Ich war im Zwiespalt mit mir selbst, aber mein Gefühl sagte mir, dass ich es tun muss. Ich habe mich für das Richtige entschieden und bin dankbar und froh, dass alles so gekommen ist, wie es kommen sollte.

18. Gonzo, war es für dich eine große Ehre als vorband bei den Stones zu spielen?
G: Auf jeden Fall! Das waren meine Stars! Eigentlich mein ganzes Leben lang. In der Schule gab`s für mich schon nichts Größeres als die Rolling Stones, man! Jeder neue Song, jedes neue Album wurde zelebriert. Ich bin Fan. So einfach ist das. Das Allergrößte war, mit den Jungs zu sprechen, damals in Hannover 2003. Ich habe Keith Richards zur Bühne begleitet. Wie soll ich das vergessen? Das war großartig.

19. Hallo Gonzo, liebes Team der Redaktion, mich würde interessieren, in welcher Art und Weise, die technische Unterstützung seitens der Band mit dem Orchester ausgefallen ist? Wie wurde die Auswahl der Lieder getroffen und wie eng haben die einzelnen Bandmitglieder mit dem Dirigenten die Lieder in solch künstlerischer Art verwandelt um die Klänge dieser 35 Jahre alten Juwelen zu veredeln?
G: Die Songs für die beiden CDs haben wir alle zusammen ausgesucht. Das war ein extrem spannender Prozess und hat uns Onkelz unheimlich Spaß gemacht. Patrick (Bishay, Anmk. v. Dennis) und ich haben dann der Produktion den Schliff verpasst.

20. Gibt’s was Neues bezgl. BOSC? Wenn ja, ab wann geht der an den Start?!
G: Wir hoffen, dass der Club nächstes Jahr am Start ist. Der soll richtig groß aufgezogen werden und unser Team ist im ständigen Austausch mit uns. Idee und Konzept stehen soweit fest. Ein Club mit Fokus auf sozialem Engagement. Aktionen, bei denen ihr euch austoben könnt. Im Moment gilt es noch, bürokratische Hürden zu nehmen, denn wir wollten einen sauberen Cut. Gleichzeitig wird aber im Hintergrund fleißig am Thema gearbeitet. Es wird!

Das Foto ist von Alex Lajak.